Kletterbrillen und Sicherungsbrillen im Test

Sicht durch eine Y & Y Kletterbrille

Blick durch eine Y&Y Kletterbrille

Einen besonderen Einsatz finden die Prismenbrillen beim Sportklettern als Kletterbrillen und Sicherungsbrillen. Beim Sichern muss der Sicherer (die Person, die unten am Seil steht) ständig den Kletterpartner im Blick behalten um schnellstmöglich reagieren zu können, falls dieser fällt. Umso höher die gesicherte Person klettert, desto mehr muss der Sicherer nach oben schauen – wer schon einmal unten stand, weiß wie schnell dies zu Verspannungen im Nacken führt.

Abhilfe schaffen die Kletterbrillen: der Sichernde muss nur durch die Prismen schauen, welche automatisch den Blick auf den Gesicherten umlenken. Manche Modelle vergrößern das Blickfeld außerdem.

Auf dem Markt gibt es verschiedene Modelle mit kleinen Unterschieden in Aufbau, Design und Preis – wir haben die vier wichtigsten einmal hier zusammengestellt. Eine gute Auswahl an Brillen zum Klettern gibt es bei Amazon und bei bergfreunde.de. Des Weiteren findest du ein Exklusiv-Interview mit Albi Schneider, dem Erfinder der Prismenbrille und eine Reihe an Sicherheitsvorkehrungen, die du unbedingt beim Benutzen der Kletterbrille beachten solltest.

In der Hoffnung sich den Kletterspaß nie wieder durch Nackenschmerzen verderben zu lassen, habe ich mich entschieden mir solch eine Brille zum Klettern zuzulegen und vielleicht auch vielleicht nicht nur auf den Preis zu achten, Entscheidung, die sich bis heute ausgezahlt hat. Um auch gleich zu sehen, wie sich die Sicherungsbrille auf der Nase anfühlt, bin ich in meinen Sportladen um die Ecke, welcher das gute Stück aber leider nicht auf Lager hatte. Im Internet bin ich etwas schneller fündig geworden und habe mir gleich die vier gängigsten Modelle zum Anprobieren bestellt – das Rückgaberecht macht es möglich.

Der erste Eindruck ist etwas verwirrend! Wem leicht schwindelig wird, sollte sich wohl langsam an das Tragen herantasten. Man gewöhnt sich aber schnell an das Gerät und lernt schnell die Vorteile schätzen. Ich habe die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle in folgendem Kletterbrillen Test zusammengefasst.

Belaggles Belay Glasses

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Die Sicherungsbrille von Belaggles gibt es in 6 verschiedenen Farben und in einer Größe. Ich habe mich für Karbon-schwarz entschieden. Im Vergleich zu den anderen Modellen ist das Gestell aus Plastik und wirkt durch seine Form etwas klobiger. Mit der Brille sieht man etwas aus wie Geordi aus Star Trek.

Einmal aufgesetzt passte sie wunderbar über meine Sehbrille (oder eine Sonnenbrille). Allerdings hatte ich das Gefühl dass die Brille etwas an den Seiten drückt, wenn man einen größeren Kopf hat. Dadurch, dass die Bügel nur bedingt nachlassen, sind sie nach einem längeren Klettertag wohl nicht mehr so angenehm.

Ein großer Pluspunkt der Kletterbrille ist die Belastbarkeit. Der Plastikrahmen ist so designt, dass es auch beim Herunterfallen kaum beschädigt wird. Im Vergleich zu den anderen Modellen hatte ich das Gefühl, dass das Sichtfeld nach oben und unten leicht größer ist. Allerdings schränken die doch eher breiten Bügel die seitliche Sicht ein. Zu guter Letzt sind die Gläser an den Kanten abgeschliffen und runden so im wahrsten Sinne des Wortes die Brille ab.

Die Sicherungsbrille wird mit einem Reinigungstuch und einem Brillencase geliefert und ist im Internet erhältlich. Die Belaggles Kletterbrille lässt sich wie eine Sonnenbrille zusammenfalten und hat am Ende der Bügel ein Band, sodass man sich die Brille auch umhängen kann. Links zu den gängigen Shops mit Preisen habe ich euch in der Box auf der linken Seite zusammengefasst.

Power‘n Play CU Sicherungsbrille

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Dieses Modell kommt aus Deutschland (und wird auch noch in Deutschland produziert) und fällt durch sein einfaches Design auf. Der Rahmen ist aus einem Leichtmetall, die Bügel sind so konzipiert, dass sie immer einen ganz leichten Druck nach innen ausüben und sich damit ganz bequem an jeden Kopf anpassen. An der Nase und an den Ohren hat die Brille eine kleine Gummiverkleidung, die vor den scharfen Kanten schützt. Auch die CU Kletterbrillen passen ganz bequem über eine Sicht- oder Sonnenbrille.

Das Metallgestell macht die Kletterbrille nicht nur leicht, sondern auch robust. Ich habe das gute Stück nun immer mal wieder etwas stiefmütterlich behandelt und außer ein paar kleinen Kratzern, scheint es die Brille aber nicht gestört zu haben.

CU G 3.0 Kletterbrille

CU Sicherungsbrille G 3.0

Einziges Problem bei diesem Modell: nutzt sich die Gummiverkleidung einmal ab, sind die Metallkanten an Nase und Ohren doch etwas schärfer als bei einer herkömmlichen Brille. Beim Auf- und Absetzen kann das Nasenstück dann mal im T-Shirt oder in langen Haaren festhängen. Meine Freundin meinte außerdem, dass sie es schwer fand Schmutz zwischen Prismen und Halterung zu entfernen.

Auch die CU Sicherungsbrille gibt es in verschiedene Farben, wenn ich mein Modell (G 3.0) mit älteren Modellen vergleiche, sehe ich, dass die Linsen unterschiedlich stark vergrößern, aber das ist wohl nur eine Gewöhnungssache. Ähnlich wie die Modelle anderer Anbieter kommt die Brille mit Etui, Putztuch und einem Brillenband.

Y & Y Sicherungsbrillen

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Das nächste Modell, das wir vorstellen, kommt aus Frankreich. Ähnlich wie di Kletterbrille von CU hat die Brille einen Metallrahmen, der noch mehr an eine normale Brille erinnert. Wenn auch nicht ganz so schick, sitzt die Sicherungsbrille sehr angenehm auf der Nase (Nasenstück aus Silikon), die Bügel passen sich an wie bei einer herkömmlichen Brille problemlos an den Kopf an.

Das klassiche Modell der Y&Y Sicherungsbrille

Das klassiche Modell der Y&Y Sicherungsbrille

Im Vergleich zu anderen Modellen besteht diese Kletterbrille aus mehreren Teilen, was sie etwas anfälliger für Reparaturen macht. Mit der nötigen Vorsicht sollte es aber keine großen Unterschiede in der Haltbarkeit geben. Da der Aufbau sehr dem einer Brille ähnelt, kann man sie außerdem bei jedem gewöhnlichen Optiker reparieren lassen.

Zwischen den bei Prismen befindet sich eine Ausrundung am Metallrahmen, welche zwar nicht das Aussehen der Brille verbessert, allerdings das Auf- und Absetzen der Brille erleichtert und Fingerabdrücke auf den Prismen vermeidet.

Die Brille gibt es in verschiedenen Farben und auch noch in einer günstigeren Version aus Plastik. Neben dem Etui, dem Putztuch, dem Brillenband kommt die Sicherungsbrille von Y&Y zusätzlich noch mit einem kleinen Schraubenzieher und einem Karabiner, sodass man sich die Brille ganz bequem an den Gurt hängen kann.

Y & Y Clip Up Kletterbrille

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Bald verfübar

Eine ganz spannende Abwandlung der existierenden Version der Brille zum Klettern bringt Y&Y mit ihrer Clip Up auf den Markt. Dieses Modell wendet sich vor allem an Brillen- und Sonnenbrillenträger.

Das Clip Up Modell von Y&Y

Das Clip Up Modell von Y&Y

Die Kletterbrille ist mehr als Aufsatz auf eine normale Brille zu sehen, durch eine Klammer in der Mitte der Clip Up, kann man die Halterung aufdrücken und schließlich auf der Brille bzw. Sonnenbrille befestigen. Durch eine Verkleidung auf der Klammer wird der eigentliche Brillenrahmen vor Kratzern geschont. Laut Hersteller ist dieses Modell mit den meisten Brillentypen kompatibel. Ich kann das bestätigen, denn es passt sowohl auf meine recht massive Sehbrille, als auch auf meine Sonnenbrillen, unter anderem auf das sehr filigrane Aviator-Modell von Ray-Ban.

Sehr gut gefällt mir auch, dass man die Y&Y Clip Up Sicherungsbrille bzw. den Aufsatz einfach nach oben klappen kann und somit wieder normal sieht. Einziger Nachteil ist natürlich, dass sich der Aufsatz wiederum nur eignet, wenn man dauerhaft eine Brille trägt. Ansonsten ist das Modell etwas kompakter und kommt, ähnlich, wie die herkömmlichen Kletterbrillen, mit Etui und praktischem Mini-Karabiner für den Klettergurt.

4climb2born Steepface

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Bei der 4climb2born Steepface Sicherungsbrille sind die Prismen im Vergleich zu den anderen Modellen mit Hilfe eines elastischen Bandes befestigt, welches etwas an Snowboard oder Skibrillen erinnert. Die Brille ist damit unwesentlich schwerer als andere Modelle. Ein Vorteil ist, dass diese Kletterbrille so fester Sitz und nicht verrutschen kann.

Als nachteilhaft habe ich allerdings empfunden, dass man keine Sicht- oder Sonnenbrille unter die Prismenbrille setzen kann. Ich habe einen relativ großen Kopf und die Brille hat relativ schnell Druckstellen hinterlassen – schade, dass die Brille nur im Stirn- aber nicht im Nasenbereich gepolstert ist.

Die Prismen und das Sichtfeld sind ähnlich gut wie bei den anderen Modellen – außerdem wird zu der Sicherungsbrille ein Etui, ein Brillenputztuch, ein Karabiner zum Befestigen am Gurt und ein Ersatzteilpaket geliefert.

Fazit: ich persönlich habe mich für das Modell von CU entschieden, da ich doch relativ häufig klettern gehe und sich das Investment lohnt. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat aber wohl das Modell Y&Y, was ich jedem Einsteiger empfehlen würde.

 

Sicherheitsvorkehrungen beim Klettern

So praktisch die Sicherungsbrillen auch sind, gibt es doch ein paar Sachen zu beachten. Wir haben die wichtigsten Punkte einmal zusammengestellt.

  • Das Gehirn muss sich erst an die „neue“ Sicht gewöhnen. Viele Kletterer haben von leichter Übelkeit und Schwindelanfällen beim ersten Mal Tragen berichtet. Es empfiehlt sich absolut die Brille schon einmal testweise zu Hause aufzusetzen um sich an das Gefühl zu gewöhnen – due gute Nachricht: schon nach wenigen Malen Tragen fühlt sich alles ganz normal an!
  • Durch die Brille ist da Sichtfeld etwas eingeschränkt. Bevor ihr sie benutzt, stellt sicher, dass das Seil sauber durch euren Sicherungsapparat läuft. Außerdem solltet ihr gut eure Umgebung kontrollieren, dass ihr nirgendwo herunterfallen könnt und einen sicheren Halt habt. Sollte sich unerwartet Steine von der Wand lösen, kann eure Reaktionszeit eingeschränkt sein – im Zweifel solltet ihr immer in der Lage sein die Brille schnell abzusetzen!
  • Schaut niemals in die Sonne! Gerade wenn die Brille das Blickfeld vergrößert, kann dies zu bösen Überraschungen führen. Durch die Veränderung des Sichtfeldes ist die Sonne natürlich gefühlt woanders, auch andere Reflektionen können –
  • Setzt die Brille erst auf, wenn euer Kletterpartner an der Wand hoch genug ist, dass ihr in komplett im Sichtfeld habt. in den ersten paar Metern könnt ihr den zu sichernden meist besser ohne Brille sehen.
  • Da ihr das Seil nur bedingt sehen könnt, solltet ihr auf jeden Fall einen Knoten am Ende des Seiles Machen um zu vermeiden, dass euch das Seil ausgeht-
  • Damit ihr die Brille so lang wie möglich benutzen könnt, empfiehlt es sich sie immer in das mitgelieferte Etui zu stecken, wenn ihr sie gerade nicht benötigt.

 

Exklusiv-Interview mit dem Erfinder der Kletterbrille

Albi Schneider

Albi Schneider

Albi Schneider wurde am 28.06.1957 in Uslar bei Göttingen geboren. Als ehemaliger Leichtathlet im Zehnkampf und Handballer der Oberliga Niedersachsen entschied er sich an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sport zu studieren und Diplomsportlehrer zu werden. Seit über 20 Jahren lebt er mit seiner Familie in Korntal bei Stuttgart, wo er hauptberuflich als Systemadministrator für die Betreuung von EDV Anlagen und Netzwerken verantwortlich ist.

Selbstverständlich ist Albi ein begeisterter Kletterer und dies überall auf der Welt, auch wenn seine Lieblingsklettergebiet die Frankenjura und der Ith in Niedersachsen sind. Albi hat sich freundlicherweise etwas Zeit genommen uns exklusiv ein paar Fragen zu beantworten.

Wie und wann ist Dir die Idee gekommen eine Brille zum Klettern zu bauen?

Auf einem Parkplatz im Frankenjura traf ich im Sommer 2006 durch Zufall Andrea Eisenhut, ehemalige deutsche Meisterin im Sportklettern, welche ich vage über meine Frau kannte. Wir gingen an den Fels, redeten über die viel zu schnell vergangenen Jahre, kletterten und tauschten schließlich Telefonnummern aus und trafen uns von da an ab und zu zum Klettern.

Andrea Eisenhut steigt auch heute noch 10-. Da aber selbst sie das in ihrem respektablen Sportkletteralter nicht mehr aus dem Ärmel schüttelt, projektiert sie häufig ihre Routen, was für mich als Sichernden zunehmend anstrengend wurde: ständig überstrecke ich meinen Hals und es dauerte nicht lange, bis der Nacken schmerzte.

Nach so einem Klettertag, bei der Heimfahrt von Nürnberg nach Stuttgart, zwingt mich das steife Genick schließlich ständig gerade nach vorne zu schauen, ich konnte mich kaum nach links noch nach rechts drehen. Da fing ich an, an einer Lösung für mein Problem zu grübeln. Ich konstruiere mir einen Spiegel, den ich an einen Riemen befestige und mir ans Knie binde. Der erste Plan scheitert leider kläglich, denn die Konstruktion ist nicht stabil genug, das Bild viel zu klein und auch ein ganz anderes Problem ist mit einem einfachen Spiegel nicht zu lösen: man sieht alles seitenverkehrt.

Nach einigen weiteren Versuchen mit ebenfalls nicht ganz so erfolgreichen Konstruktionen kommt mir schließlich die Idee: ein Brillengestell mit Prismen und voila, die erste Kletterbrille ist geschaffen!

Wie hast du andere Kletterer und Freunde von Deinem innovativen Produkt überzeugt?

Ich war selbst relativ schnell von meiner Idee überzeugt und nach einigen Tests unter Freunden wusste ich, dass ich etwas Gutes „erfunden“ hatte.

Wieviel hat sich von dem ersten Prototypen bis zum heutigen Modell verändert?

Nachdem ich anfangs noch viel und auch nicht gleich erfolgreich herumexperimentiert hatte, gibt es nun seit Jahren das Modell G.30 in unveränderter Form. Es hat sich so bewährt, dass es fast 0,0 Reklamationen gibt. Ich habe aber auch schon „Erstkunden“ getroffen, die seit mehr als 8 Jahren äußerst zufrieden mit dem ersten Modell sind!

Wie viele Kletterbrillen hast Du selbst schon getragen?

Modell 1.0, 2.0 aber seit mehr als vier Jahren benutze ich immer dieselbe: die CU G 3.0.

Fertigst Du die Brillen immer noch selber oder lässt Du sie fertigen?

Ich fertige auch heute noch alles per Handarbeit am Wochenende. Teilweise helfen Freunde mit, vor allem zur Hallensaison im Winter.


 


Bild-Quellen / Image-Sources

[1] Titelbild:En falaise” by Thomas Ferrandi – Own work. Licensed under CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons.